2009 Berlin: Auf der Suche nach der Perfektion:

Einleitung

Die 2 Wochen in München waren eine gute Erfahrung, aber am Ende des Aufenthalts bemerkte ich, dass ich nie mit richtigen Deutschen gesprochen hatte, außer natürlich mit der Lehrerin und den BegleiterInnen. Ein Jahr später als ich mich zu einem Kurs am Goethe Institut in Berlin anmeldete, wählte ich also nicht ein Wohnheim sondern eine private Unterkunft bei einer Familie.

Nach einer langen schlaflosen Nacht in einem Liegewagen (Schlafwagenzug wäre nicht in meinem Fall das richtige Wort) kam ich endlich am Hauptbahnhof an. Der Hauptbahnhof in Berlin ist ein riesiges Gebäude, wo ich mich komplet verloren fühlte. Ich brauchte 30 Minuten um eine Bus-Linie zu finden, die vielleicht zu meiner Gastfamilie fahren würde. Um 10h00 stand ich vor der Tür. Ich hatte gesagt, dass ich zwischen 10 und 11 ankommen musste. Ich hatte aber keine Ahnung, wie lang die Reise mit dem Bus dauern könnte. Ich war also stolz auf meine Pünktlichkeit. Ich klang. Die Tür wurde geöffnet und ich entdeckte meine Gastfamilie, die aus einer einzelnen Frau bestand. Ihr Gesicht war kalt, ohne Lächeln. Mein Bild der typischen deutschen Familie verschwand. Anstatt des sah ich ein Bild der deutschen Realität. Ich stelle mich auf Deutsch mit auswendigen gelernten Sätze vor. Sie hörte mich nicht an und sagte am Ende meiner Vorstellung: «Ich kann kein Französisch». Ich wartete auf keinen Applaus, aber trotzdem… Sie ging direkt zu meinem Zimmer. Ich folgte ihr. Mein Schlafzimmer war nicht besonders klein, aber wurde mit massiven Möbeln und einem 180cm-Bett voll gestellt. Ich durfte aber nur eine Schublade benutzen. Ich dankte ihr und beschloss meine Sache in meinem Koffer zu lassen. Ich frage sie, ob ich eine Schüssel haben durfte und dann ging ich raus um zu atmen.

Charlottenburg ist ein reizvoller Bezirk. In meinem Viertel gab es einen kleinen See, wo ich spazieren gehen konnte. Ich wollte aber zuerst einen Kaffee trinken, der mir bei der Frau nicht angeboten wurde, und der ganz klar nie sein wird. Dann hatte ich den ganzen Tag frei und keine Lust zu meiner Wohnung zu gehen. Ich besuchte also das Schloss Charlottenburg, ging dreimal um den See herum und probierte verschiedene Restaurants aus, die billig und ziemlich gut waren.

Nach Einbruch der Dunkelheit kam ich zu dem Haus zurück. Ich betrat heimlich die Wohnung. Alles war schon dunkel und im Dämmerlicht konnte ich das Schattenbild meiner Vermieterin erkennen. Sie schlief auf einem Sofa. Das blasse Licht des Mondes durch das Fenster erleuchtete die Hälfte ihres Gesichts. Wenn Sie den Film «Psychose» von Hitchcock schon gesehen haben, können Sie verstehen, warum ich direkt ins Bett gegangen bin, ohne zu duschen.

Der folgende Tag war der Tag des Einstufungstests. Das war viel ernster als in München, wo ich zu Hause den Test gemacht hatte. In Berlin steht zuerst ein kleines Interview. Dann bekommen wir zwei schriftliche Tests: Das Quiz und einen Brief zu schreiben. Der Brief wird mit uns korrigiert und es dient auch als Interview. Am Ende erfolgt das richtige Interview um den Test abzuschließen. Jeder Teil war mit einem anderen Prüfer um komplett unabhängig sein. Der ernsteste Test, den ich bis heute gesehen habe. Am Nachmittag stand eine kleine Stadtführung und dann waren wir frei.

Ich fuhr also zu meinem Bezirk, kaufte einen Salat, aß sitzend auf einer Bank und wartete auf die untergehende Sonne auf dem See. Als die Sonne umkam, ging ich zu der Wohnung. Wie am Vortag schlief die Frau auf ihrem Sofa. Gerade als ich mich hinlegte, fühlte ich etwas Raues. Auf dem Bett lag ein umgekehrter Stuhl, um die rechte Hälfte des Betts zu sperren. Die Meldung war klar: Ich durfte nur auf der linken Seite schlafen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an diese komische Frau. Manchmal kam ich am Nachmittag um mich zu duschen (Am Abend hatte ich zu viel Angst). Meine Vermieterin traf sich oft mit ihrer Tochter und die beiden aßen Kuchen mit Kaffee. Ich sagte also einfach «Hallo» und warte nicht auf eine Antwort, die nie gekommen wäre. Ich war schließlich wie Bruce Willis im Film «The Sixth Sense»: Unsichtbar und unhörbar.

Zum Glück war der Unterricht toll. Keine langweiligen grammatischen Übungen, sondern Debatten, Projekte usw… Wir mussten aber immer sehr aktiv sein, und sofort antworten, wenn eine Frage gestellt wurde. Hoch interessant, aber auch manchmal abenteuerlich. Ich erinnere mich noch an diese Umfrage auf der Straße. Wir mussten die Leute fragen, woran sie spontan denken, wenn wir ihnen «Wessi» oder «Ossi» sagten. Ein heißes Thema… Gutwillig jagten wir nach den Berlinern wie Kinder nach Schmetterlingen. Unser erster Fang war eine junge Frau, die nicht genug schnell wegen eines Kinderwagens laufen konnte. In meiner Gruppe waren wir drei, genug um jeden Ausweg zu sperren. Für jede interviewte Person war die Antworten fast gleich: «Die Anderen haben viele Vorurteile aber ich ne. Ich meine aber trotzdem, dass Wessi / Ossi …. » und dann eine paaren Adjektive, die nicht immer ganz nett waren.

Wir haben auch über das Problem mit den Nachtschwärmern der Admiralbrücke diskutiert. Zuerst nach der Lesung eines Zeitungsartikels haben wir debattiert und dann in der Nacht sind wir zu dieser Brücke gegangen, um sachlich sehen, wie es ist. Das war interessant zu sehen, dass die Hause ziemlich weit von der Brücke sind. Aber direkt unter den Fenstern gibt es viele lärmende Kneipe, die niemand störten.

Alles hat ein Ende außer den Brezeln, die kein Ende haben. Mein Kurs kam leider auch zum Ende. Ich bekam wie in München ein Diplom, das attestiert, dass ich da war. Dazu bekommen wir auch eine Zufriedenheitsbefragung. Aber Vorsicht, in Berlin macht man das ganz richtig. Zuerst geht der Lehrer aus der Klasse. Einer von uns gang zu einem Bureau um die Befragungen mit einem schon frankierten Briefumschlag zu nehmen. Als wir fertig waren, nahm er die Umfragen und ging direkt zur Post, um die direkt am Sitz des Goethe-Instituts zu schicken. Daraufhin durfte unser Lehrer wieder kommen.

Mein Zug ging am Abend. Ich hatte also einen Tag frei. Ich hatte schon viel mit unserem Kultur Programm besucht. Das Ganze war natürlich auf Deutsch und ich hatte keine große Schwierigkeiten es zu verstehen. Ich war ein bisschen stolz darauf. Zu diesem letzten Tag entschied ich mich für eine Stadtführung mit einem Schiff auf der Spree und dem Landwehrkanal. Ich war dieses Mal ein Franzose in mitten Deutschen. Und das macht einen riesigen Unterschied. Der Leiter sprach, redete, machte Witze, und ich verstand nur Bahnhof. Und Bahnhof zu verstehen auf einem Schiff ist nicht sehr hilfreich. Wenn die Passagiere in eine Richtung schauten, guckte ich immer die entgegengesetzte Richtung. Ich glaube, dass der Leiter nur da war, um mich davon zu überzeugen, dass ich noch weiter Deutsch lernen muss.

Ich will Sahin danken, die aus Singapur kommt, und die mir viel geholfen hat, indem sie meine Fehler korrigiert.