Mai 2013: Frankfurt, wenn 2 Wochen 4 Wochen enthalten können.

Einleitung

Während meine Landsleute im Winter von ihrem Nächten Urlaub im Gebirge oder auf einer paradiesischen Insel träumen, plante ich meinen nächsten Deutschkurs in Deutschland. Meine Kriterien um ein neues Institut auszuwählen, waren immer für diese Jahreszeit (also im Frühling): Nicht zu weit sein und ein Angebot für 2 Wochen zu haben. Da ich keine Lust habe, selbst ein Appartement zu suchen, ist es auch wichtig, dass sie eine Unterkunft bieten. Schließlich muss dieses Institut in einer Stadt liegen, wo ich noch nie gewesen bin. Mit der Zeit wird dieses Kriterium immer zwingender.

Mannheim war eine gute Wahl: Nicht zu weit von Nancy entfernt, Intensiv 2 mit Wohnheim. Ideal! Zu ideal… Als ich mich anmelden wollte, war das Gästehaus des Instituts schon voll. Ich war sehr enttäuscht und auch ein bisschen hoffnungslos. Mannheim war nicht nur eine perfekte Möglichkeit, sie war auch die einzige Stadt, wo ich noch nie war.

Ich nahm wieder meine Suche auf. Es gab natürlich Frankfurt, aber die Kurse sind ziemlich teuer, weil nur Super Intensiv Premium Kurse angeboten wurden. Aber warum nicht ? Es könnte eine Herausforderung sein, Deutsch « bis zum Tod » lernen! Eine neue Erfahrung!

Daher befand ich mich Ende April im Zug nach Frankfurt. Mein Platz am Fenster war schon besetzt. Ich weiss nicht genau warum, ich sagte aber nichts und setzte mich zu dieser jungen Frau ohne zu protestieren. Vielleicht hatte ich geahnt, dass sie Französin war und hatte kein schlechtes Gewissen, meinen Platz einzunehmen. Sie war mit vielen Unterlagen sehr beschäftigt. Sie sah aus wie ich früher, als ich zum ersten mal nach München fuhr.

Zwei Reihen weiter saß eine Gruppe deutscher Studentinnen, die verschiedene Parfüme ausprobierten. Sie wurden höchstwahrscheinlich in Frankreich gekauft und ihr Duft verbreitete sich im ganzen Wagen. Ich fiel ins Koma.

Als ich wieder zu mir kam, war mein Zug in Frankfurt angekommen. Ich stieg aus, kaufte direkt eine Wochenkarte und suchte nach meinem Weg. Ich erreichte meine Unterkunft 30 Minuten später. Es war um 16h30. Eine kleine Gruppe wartete schon auf die Schlüssel ihrer Wohnung. Wie vorgesehen kam der Hausmeister, der eine Hausmeisterin war, um 17h00. Wir mussten wie immer ein paar Formalitäten erledigen und eine Kaution bezahlen. Das war aber nicht wie immer mit Bargeld, sondern wir mussten unsere Visa Karten Nummer lassen. Ich fand das ein bisschen Riskant und machte mir Sorgen. Das war aber so. Die Frau zeigte mir mein Zimmer und ich bekam meine Schlüssel. Endlich zu Hause. Ich hatte ein kleines Zimmer, aber mit einer privaten Dusche und einer Kochecke. Das war kein Luxus, aber genug für 2 Wochen.

Nach dieser langen Reise musste ich auf Klo gehen. Ich betrat das Badezimmer und suchte nach Klopapier. Kein Klopapier! Ich trat aus meinem Zimmer heraus. Die Hausmeisterin war schon weg. Ich begegnete einer Putzfrau und erklärte ihr die Situation. Sie antwortete mir, dass es ganz normal war. Wir mussten das selbst kaufen. Das stand aber nirgends geschrieben. Ich war also am Sontag um 18H00 ohne Klopapier in Frankfurt. Auf Französisch gibt es einen Ausdruck um das zu beschreiben: Etre dans la …

Am nächsten Tag war mein Problem schon vergessen. Ich fuhr mit der S-Bahn zum Institut. Ich brauchte nur 20 Minuten. Später würde ich verstehen, dass Frankfurt ziemlich klein ist und man zu Fuss viel machen kann. In der Mediathek des Instituts wartete schon eine riesige Gruppe. Ich erkannte meine Nachbarin des Zuges. Meine Vermutung war also richtig.

Dann kamen die LehrerInnen und sie riefen einzeln die Namen auf, die auf ihrer Liste standen. Ich hoffte, dass ich dieses Mal eine C1 Stufe besuchen könnte. Mein Name wurde aber nicht sofort gennant. Er wurde tatsächlich nie genant. Ich hatte während des namentlichen Aufrufes für die C2 Stufe nur meinen Vornamen gehört. Ja ok, mit dem Einstufungstest hatte ich alles gut gemacht, um ein C1 Niveau belegen zu können. Ich meinte aber nicht so gut. Ich fragte die Lehrerin der C2 Stufe, ob mein Name auf ihrer Liste stand. Sie bejahte. Ich war wirklich in ihrer Stufe, also in einer Super Intensiv Premium C2 Klasse. Oh mein Gott! Super Intensiv bedeutet den ganzen Tag und Premium bezeichnet die Teilnehmerzahl also nur 8 oder konkreter: Man ist immer dran.

Ich hatte aber trotzdem eine gute Überraschung: Ich begegnete einem Japaner, den ich vor 2 Jahren in Dresden kennen gelernt hatte. Ich erklärte ihm, welsche Städte ich seither gesehen hatte und erkundigte mich bei ihm danach, was er seit unserem letzen Treffen gemacht hatte. « Nichts » antwortete er mir einfach. « Das ist seit Dresden mein erster Urlaub ». So ist es in Japan!

Die erste Woche war echt anstrengend. Vier Stunden am Vormittag und vier stunden am Nachmittag ist noch ok. Aber am Abend musste ich noch meine Hausaufgaben machen. Es gab so viel neue Worte, dass ich immer dieses komische Gefühl hatte, nie fertig zu sein. Dazu hatten wir auch Unterricht am ersten Mai. Wenn Sie meinen, dass es auch für die Lehrerin schwierig war, muss ich ergänzen, dass wir 2 Lehrerinnen hatten: Eine am Vormittag, eine am Nachtmittag.

Die zweite Woche kündigte sich noch schwieriger an: Drei von uns konnten nicht länger bleiben. Wir waren nur nach fünf. Von aktiv mussten wir superaktiv werden.

Nach 2 Wochen war ich bedient, fast übersättigt. Der letze Freitag war der einzige Tag ohne Hausaufgaben. Ich bin den ganzen Abend am Main geblieben. Ein Glas Bier in der Hand guckte ich das Gerenne der Schiffe, die lautlos auf dem Wasserspiegel glitten. Ich hatte endlich Zeit nichts zu machen. Die Sonne war schon lange untergegangen. Nur die Hochhäuser beleuchteten die Oberfläche des Wassers. Morgen würde mein Zug ziemlich spät sein. Ich blieb aber nicht die ganze Nacht da.

Am folgenden Tag, als ich auf meinen Zug wartete, vermisse ich aber schon ein bisschen meinen Kurs. Das Deutschlernen ist wie eine harte Droge: Es tut weh, man weiß das, aber man will sie trotzdem immer mehr.

Der Text wurde von einer Lehrerin des Goethe-Instituts in Nancy korrigiert. Ich danke ihr.