August 2013: Freibug, auf der Suche nach der Zeit.

Einleitung

Letzen Sommer habe ich eine sehr wichtige Entdeckung gemacht: Ich habe die Quelle der Zeit gefunden. Die Zeit entsteht nicht aus dem Urknall, wie die Physiker meinen, sondern wurde auf der Erde geschaffen. Und das war nicht weit von Nancy entfernt: Das war in Freiburg! Die Mehrheit der Franzosen wäre von dieser Neuigkeit nicht besonders überrascht, wegen ihres Vorurteils über die Deutsche Pünktlichkeit. Aber ich, der seit langen Jahren schon auf der Suche nach einem typischen Deutsch ist, wusste schon, dass die Zeit in Deutschland wie in Frankreich parallel zum Leben der Menschen vergeht, ohne ihm zu begegnen, außer anlässlich der zwei wichtigen Zeitpunkte des Lebens: Die Geburt und der Tod.

Ich muss aber jetzt mehr erklären, um diese Behauptung « Die Zeit kommt aus Freiburg » zu beweisen, besonders weil die Atomuhr, wie jeder weiss, sich in Hamburg befindet: Bei den verschiedenen Goethe-Instituten, die ich schon besucht habe, ist die erste Pause von 10h00 bis 10H30. In Wirklichkeit ist es natürlich viel flexibler und es ist nicht selten, dass die Listen des Kulturprogramms zur Pause schon voll sind (z.B.). Allerdings ist es in Freiburg viel strenger: Es gibt einen Gong, der mit einem diskreten Schlag das Ende der Pause einläutet. Sie können mir erwidern, dass das Ende nicht der Beginn ist. Dabei soll jede Lehrerin, jeder Lehrer, die oder der beim Goethe-Institut Arbeitet, die Pausen Zeit respektieren. Mein Leben wurde also bei meinem Aufenthalt in Freiburg von dem Gongschlag begleitet.

Das war allerdings nicht die einzige Entdeckung. Das Kulturprogramm und der Kurs waren lehrreich: Bei einer Führung in einer Moschee haben wir viel über die richtige moslemische Religion gelernt. Ich habe die slawische Küche erlebt und genossen. Ich bin ein Profiravioli in allen Variationen (Maultasche, Pierogi, usw…) geworden. Während des Kurses haben wir auch einen Film gedreht. Die Geschichte ? Na ja, das war vielleicht nicht die wichtigste… Aber Ok, ich erkläre sie Ihnen: Ein Pfarrer, der früher Bioingenieur war, hält eine Hochzeit und erkennt die Ehefrau, die seine erste Liebe an der Uni war. Er flieht mit ihr vor ihrem verblüfften Mann. Der Gatte stellt einen Mörder an, um sich am Pfarrer zu rächen. Gleichzeitig erpresst der ex Bioingenieur Russland. Eine riesige Anzettelung beginnt… Auf dem ersten Blick sieht das Szenario ein bisschen dumm aus. Aber wenn man weisst, dass die Frau, mit der der Pfarrer geflohen ist, Ukrainerin war, gibt der Film schon eine andere Sicht der russischen ukrainischen Krise.

Aber vielleicht lernt man am meisten von dem Alltag: Obwohl ich ein Profiravioli geworden bin, habe ich nicht so viel gekocht. Wenn das Wetter schön war, kaufte ich einfach einen Fertigsalat und aß in dem Park neben dem Studentenheim. Dort fand sich das Alternativleben der Stadt statt. Die Leute lasen oder schliefen auf der Wiese. Das ist so schön, auf dem Gras laufen zu können. Ich erinnerte mich an meine Kindheit. Ich war manchmal mit meinen Eltern in Paris und wir liefen auf dem Asphalt durch die Parke, weil es in dieser Zeit verboten war, auf den Rasen zu treten. Wie kann man einen Park entwerfen, wo die grünen Flächen nur für die Vogel und die Hunde erlaubt wurden und auf die die Kinder verzichten müssen. In Frankreich lernt man früh, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Vielleicht werden meine Landsleute eines Tages verstehen, warum ich mich in Deutschland freier fühle. Aber ok, zurück zu unserem Thema: Meinem spartanischen Essen: Ein Fertigsalat ist immer einfach. Man soll darin normalerweise folgendes finden: 1/2 Ei, Käse (sehr sparsam), Oliven, 3 grüne Blätter, viel Mais weil es billig ist und natürlich eine Gabel aus Plastik, die beim ersten Happen zerbrechen wird. Aber in meinem fehlte es etwas… Es gab kein Dressing! War es stehen gelassen worden? Eh Mann! (*) Wir sind in Deutschland! Es kann nur freiwillig sein. Es gehört höchstwahrscheinlich zu der südlichen deutschen Kultur, wo die Mehrheit katholisch ist. Seit Adam und Eve muss die Menschheit für die Erbsünde büßen. Resigniert aß ich mit der Gabel, die schon zwei Zähne verloren hatte, meinen Salat.

Am letzen Abend hatte ich trotzdem eine gute Überraschung: In der Mitte meines Salats gab es einen kleinen luftdicht verschlossenen Becher, in dem sich eine gelbgraue Flüssigkeit befand. Meine zitternde Hand nahm behutsam diese Zaubersauce, die ganz normales Gras in einen richtigen Salat verwandeln kann. Nach 4 Wochen Deutsch lernen, wurde meine Urschuld endlich ausgelöscht. Gott sei dank!

(*) Wenn ich allein spreche nenne ich mich so. Wenn ich ‘Frau’ sage, erkenne ich mich nicht und antworte nicht.

Der Text wurde von einer Lehrerin des Goethe-Instituts in Nancy korrigiert. Ich danke ihr.